„Meine ständige Neugierde hat mich immer weitergebracht“

Zum 90. Geburtstag von Ingeborg Schelle

MIT GROSSER FREUDE empfing Ingeborg Schelle am 7. Januar 2021 Rafael Reißer und Ralf Hellriegel. Die beiden Spielgemeinschafts-Vorsitzenden gratulierten der stets bestens gelaunten Inge zu ihrem 90. Geburtstag. Sie brachten die allerherzlichsten Glückwünsche der Hessischen Spielgemeinschaft sowie Blümchen, Pralinen und etwas „Flüssig-Prickelndes“ mit. Wir wünschen unserer Ingeborg noch viele Jahre totales Wohlergehen bei allerbester Gesundheit.

Eine Ausgeburt an Energie, Humor und Lebensfreude ist sie. Sie fährt noch Auto, versorgt ihren Haushalt und nimmt mit großem Interesse am Leben in ihrer Heimatstadt Darmstadt teil. Die Rede Ist von Ingeborg Schelle, der stadtbekannten Tänzerin, Sängerin, Schauspielerin und Karnevallistin, die am 7. Januar 2022 Ihren 90. Geburtstag feierte.

 

Es waren unruhige Zeiten damals, als die kleine Ingeborg Strauß das Licht der Welt erblickte. Die Nazis waren kurz vor der Machtergreifung, Darmstadt damaliger Oberbürgermeister hieß Rudolf Müller, sein Stellvertreter Heinrich Delp. Das kleine Energiebündel entdeckte sehr bald seine Leidenschaft für die Bühne und stand erstmals mit 7 Jahren bei einem Tanzabend als „Klein-Ida, das Blümchen“ auf den Brettern, die für ihr weiteres Leben die Welt bedeuten sollten. Ein Jahr später bereits spielte sie den Junikäfer in „Peterchens Mondfahrt“ an der Seite des unvergesslichen Martin Held. Das Tanzen lag Ingeborg Schelle, die jeder nur „Inge“ nennt, im Blut – sie war von Kindesbeinen an ein Naturtalent. Und so verwundert es nicht, dass sie bereits als 16-jährige ihr erstes festes Engagement als Ballett-Tänzerin im damaligen Landestheater und im Orangerie-Theater in Darmstadt erhielt. Ob „Der Wildschütz“, „Wiener Blut“ oder Ravels „Boléro“, sie war immer eine gefragte und umjubelte Größe auf der Bühne!

„Mir ist alles in den Schoß gefallen und meine ständige Neugierde hat mich immer weiter gebracht“ 

Inge Schelle

GRAZIL, ANMUTEND, HÜBSCH
Inge Schelle 1947
(Foto: Privat)

Als Inge Schelle im Jahr 1950 eine Freundin ans Theater nach Frankfurt begleitete, die dort vortanzen sollte, entdeckte der bekannte Schauspieler, Theaterregisseur und Intendant Erich Pabst mit geschultem Blick auch das tänzerische talent von Inge Schelle. Unvorbereitet gab sie dem Intendanten eine Kostprobe ihres Könnens und wurde vom Fleck weg ans Osnabrücker „Theater am Dom“ engagiert, wo sie neben dem Ballett-Tanz auch Gesang und Schauspiel studieren konnte.  Fortan begeisterte Inge bei unzähligen Operetten, Opern , Schauspielen und Ballettabenden auch hier sehr schnell ihr Publikum. Ein weiterer Zufall sollte sich auf das weitere künstlerische Leben von Inge schelle auswirken. Im Jahr 1956 – mittlerweile zurückgekehrt nach Darmstadt – traf sie in Arheilgen einen gewissen Robert Stromberger wieder, den sie aus früheren Zeiten bereits kannte. Das war der Anfang ihrer Schauspielkarriere in der Hessischen Spielgemeinschaft, der sie seit 65 Jahren –mittlerweile als Ehrenmitglied – angehört. Sie machte sich fortan quasi ihren künstlerischen Beruf zum Hobby. Inge spielte am Staatstheater u.a. mit Joseph Offenbach, Günther Strack, Robert Stromberger, Grete Wurm , Lia Wöhr und Helmut Markwort. Das „Lisettche“ und die Frau Dummbach im Datterich brachte sie weit über 200 Mal auf die Bühne. Auch in weiteren Stücken konnte man ihr großes schauspielerisches Talent bewundern: „Aus dem Bub werd‘ nix“, „Die Unverbesserlichen“, „Der Glasschrank“ oder „Schneider Wirbel“, um nur einige zu nennen. Für ihr herausragenden jahrzehntelangen Verdienste wurde Inge Schelle am 11. Juni 2010 mit dem hessischen Verdienstorden am Band ausgezeichnet. 

Ihr komödiantisches Talent be- wies Inge darüber hinaus auch in der Darmstädter Fastnacht. Hier stand sie – ebenfalls über 60 Jahre – bei der „Narrhalla Darmstadt“ und beim „Darm- städter Carneval Club“ auf der närrischen Rostra.

Einem „richtigen“ Beruf ist Inge Schelle ebenfalls nachgegangen. Nachdem sie – wieder ein Zufall – im Jahr 1957 in der „Weinstube Kraus“ in der Debugger Straße zunächst ihren späteren Ehemann Helmut kennenlernte, kam es in diesem Kreis später auch zu einem Treffen mit dem Konsul Peter Merck, was ziemlich bald in einer 31 Jahre währenden Anstellung in dem Darmstädter Pharmaunternehmen mündete.

Von der aktiven Bühne hat sich Inge mittlerweile zurückgezogen, denn sie ist der Meinung: „Man soll aufhören, wenn die Leute sagen: ‚Schad‘“. Aber aktiv bleibt sie dennoch: im Hinter- grund, beratend und ihre Erfahrung weitergebend, wenn sie gebraucht wird. Es ist Inge Schelle von ganzem Herzen zu wünschen, dass sie noch viel Jahre so agil, aktiv und interes- siert bleibt. Wir gratulieren herzlich.